Auf dem ICT mitten durch Deutschland
Von Fulda in die Rhön, von der Werra in den Harz
Endlich Urlaub!
Es war mittlerweile der 22. Mai, die Wetterprognose für die nächste Woche sehr kühl und regnerisch. Na tolle Aussichten! Wir hatten gehofft, dass es endlich wärmer werden würde, war doch der Frühling komplett, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser gefallen. Regen ohne Ende, viel zu kalte Temperaturen. Leider stand der Urlaub ja schon seit längerem fest, denn gerne hätten wir ihn wenigstens um eine Woche nach hinten verschoben. Aber alles Jammern half nichts, denn der Wettergott erhört einen ja sowieso nicht. Was uns wirklich erstaunte war, dass Fulda eine so schöne Altstadt hat. Bis zur deutsch-deutschen Grenze bei Aura nutzten wir den gut ausgebauten und hervorragend ausgeschilderten Bahnradweg Hessen. Zu Fulda raus kamen dann auch gleich ein paar kurze, aber bissige Steigungen, und bei Elters radelten wir durch den alten Milseburg-Eisenbahntunnel, der 1 200 Meter lang ist. Die erste Nacht in unserem neuen Zelt verbrachten wir auf dem Campingplatz in Dippach, direkt am Muhlbach. Der Himmel war zwar bedeckt und es war richtig kalt, aber es regnete zum Glück noch nicht. Weiter ging es durch den Naturpark Hessische Rhön. Die Landschaft ist dort sehr abwechslungsreich, Wälder, Bäche, Weiher, sanfte Hügelkuppen und die kleinen Ortschaften waren sehr schön anzusehen. Kaum hatten wir die Rhön hinter uns gelassen und die Werra errecht, erlebten wir dann die hässliche Seite der Gegend, die Kaliberge. Kali wird für die Produktion von Düngemittel verwendet, ist aber umwelttechnisch sehr fragwürdig. Entlang der Werra wechselten wir ständig die Seiten, was heißen soll, dass wir zwischen West-und Ostdeutschland sozusagen pendelten. Manchmal radelten wir auf Waldwegen die so nass waren, dass wir kaum vorwärts kamen. Vorbei an Gerstungen, Herleshausen, Hörschel – hier beginnt bzw. endet der bekannte Rennsteig-Wanderweg – über Bad Sooden-Allendorf bis Werleshausen ging’s Richtung Norden. Am Samstagabend hatten wir Glück, dass wir mit dem Zeltaufbau und dem Kochen gerade fertig waren, als es anfing in Strömen zu regnen. Noch ein kIeines Tageserlebnis: Morgens radelten wir in Eschwege durch das Industriegebiet, ich war unachtsam und in voller Fahrt blieb ich mit dem rechten Lenkerhörnchen am Zaun hängen, riss das Lenkerhörnchen und den Griff ab und flog im hohen Bogen auf den Boden. Im ersten Moment dachte ich schon das war‘s! Doch mit viel Glück blieb ich unverletzt und den Griff konnten wir auch notdürftig reparieren. Kaum hatten wir die Werra verlassen, ging dann auch die Sucherei los. Denn der Radweg „Eiserne Vorhang“ ist leider nur spärlich, bzw. gar nicht ausgeschildert. Und so mussten wir uns von Ort zu Ort hangeln. Wieder regnete die ganze Nacht in Strömen, aber es half alles nichts, wir rappelten uns auf, sortierten unsere steifen und klammen Knochen und schlüpften in unsere feuchte Regenbekleidung, weiter Richtung Harz.
Die letzte Nacht hatten wir im Wald geschlafen und so machten wir uns am nächsten Morgen zunächst nach Duderstadt auf, um unsere Radtaschen wieder mit Vorräten zu füllen. Frisch versorgt ging’s dann weiter; an den Steigungen die vor uns lagen merkten wir, dass wir im Harz waren. Oft musste ich Ortskundige nach dem Weg fragen, denn die Hinweisschilder zum nächsten Dörfchen waren sehr klein oder gar nicht vorhanden. Schnell folgten die Orte wie Tettenborn, unweit von Bad Sachsa, Walkenried und dann Zorge. Die Entscheidung am Campingplatz im Ort zu bleiben fiel dann doch etwas vorschnell, denn am Nachmittag hörte es auf zu regnen, die Temperaturen alledings blieben noch im Keller. Der Campingplatz war sehr schön gelegen, mit einem großen, beheizten Gemeinschaftsraum, den wir auch zum Kochen und Abendessen nutzten. Am nächsten Morgen radelten wir ohne Gepäck auf den Brocken, und wollten dann am Mittwoch unsere Route fortsetzten. Wettervorhersage für diesen Dienstag: kaum Wolken, Sonnenschein, zwar noch etwas kühl, aber egal, Hauptsache kein Regen. Die vier Kilometer zwischen Zorge und Hohegeiß hatten es in sich, 240 Meter Höhenunterschied mussten bewältigt werden, der Brocken lässt grüßen. Weiter ging es dann von Hohegeiß nach Sorge, eine rauschende Abfahrt entlang der Grenzloipe, und ich brauche es wohl nicht extra zu erwähnen, dann wieder bergauf nach Elend und Schierke. Dort trauten wir unseren Augen nicht, direkt am Ortseingang ist ein Campingplatz! Und von dort aus wären es nur noch 10 Kilometer bis zum Gipfel des Brockens gewesen, aber unser Gepäck und das Zelt standen im 20 Kilometer zurückliegenden Zorge! Ich hatte mich richtig geärgert! Hatte ich doch extra zu Hause nach einem Campingplatz geschaut und keinen gefunden! Das wäre ein tolles Erlebnis gewesen, mit dem Gepäck über den 1142 m hohen Brocken nach Ilsenburg zu radeln. An diesem Tag war auf dem Gipfel die Hölle los, denn viele hatten den Sonnentag abgewartet. Aber was soll’s, passiert ist passiert! Am nächsten Morgen regnete es wieder, aber wir waren gut drauf und die Steigungen die uns am Vortrag schwer fielen, waren selbst mit Gepäck kein Problem. Im Dörfchen Elend bogen wir dann ab, durch den Wald ging es nach Drei Annen Hohne, wo sich ein sehr großer Bahnhof der Brockenbahn befindet. Nach einer leckeren Erbsensuppe aus der Gulaschkanone nahmen wir dann die letzten 14 Kilometer nach Ilsenburg unter die Reifen. Diese Strecke hatte uns sehr gut gefallen, auch weil hier kaum jemand unterwegs war. Aber auch die Ilse war durch die starken Regenfälle gut gefüllt und entwickelte sich zum rauschenden Gebirgsbach. Am Nachmittag lag der Harz hinter uns, die Temperaturen wurden zusehends besser und wir konnten sogar in kurzen Radsachen fahren.
Die letzte Nacht hatten wir im Wald geschlafen und so machten wir uns am nächsten Morgen zunächst nach Duderstadt auf, um unsere Radtaschen wieder mit Vorräten zu füllen. Frisch versorgt ging’s dann weiter; an den Steigungen die vor uns lagen merkten wir, dass wir im Harz waren. Oft musste ich Ortskundige nach dem Weg fragen, denn die Hinweisschilder zum nächsten Dörfchen waren sehr klein oder gar nicht vorhanden. Schnell folgten die Orte wie Tettenborn, unweit von Bad Sachsa, Walkenried und dann Zorge.
Vom Brocken ins Allertal, weiter durch die Altmark und Wendland zur Ostsee
Die Entscheidung am Campingplatz im Ort zu bleiben fiel dann doch etwas vorschnell, denn am Nachmittag hörte es auf zu regnen, die Temperaturen alledings blieben noch im Keller. Der Campingplatz war sehr schön gelegen, mit einem großen, beheizten Gemeinschaftsraum, den wir auch zum Kochen und Abendessen nutzten. Am nächsten Morgen radelten wir ohne Gepäck auf den Brocken, und wollten dann am Mittwoch unsere Route fortsetzten. Wettervorhersage für diesen Dienstag: kaum Wolken, Sonnenschein, zwar noch etwas kühl, aber egal, Hauptsache kein Regen. Die vier Kilometer zwischen Zorge und Hohegeiß hatten es in sich, 240 Meter Höhenunterschied mussten bewältigt werden, der Brocken lässt grüßen. Weiter ging es dann von Hohegeiß nach Sorge, eine rauschende Abfahrt entlang der Grenzloipe, und ich brauche es wohl nicht extra zu erwähnen, dann wieder bergauf nach Elend und Schierke. Dort trauten wir unseren Augen nicht, direkt am Ortseingang ist ein Campingplatz! Und von dort aus wären es nur noch 10 Kilometer bis zum Gipfel des Brockens gewesen, aber unser Gepäck und das Zelt standen im 20 Kilometer zurückliegenden Zorge! Ich hatte mich richtig geärgert! Hatte ich doch extra zu Hause nach einem Campingplatz geschaut und keinen gefunden! Das wäre ein tolles Erlebnis gewesen, mit dem Gepäck über den 1142 m hohen Brocken nach Ilsenburg zu radeln. An diesem Tag war auf dem Gipfel die Hölle los, denn viele hatten den Sonnentag abgewartet. Aber was soll’s, passiert ist passiert! Am nächsten Morgen regnete es wieder, aber wir waren gut drauf und die Steigungen die uns am Vortrag schwer fielen, waren selbst mit Gepäck kein Problem. Im Dörfchen Elend bogen wir dann ab, durch den Wald ging es nach Drei Annen Hohne, wo sich ein sehr großer Bahnhof der Brockenbahn befindet. Nach einer leckeren Erbsensuppe aus der Gulaschkanone nahmen wir dann die letzten 14 Kilometer nach Ilsenburg unter die Reifen. Diese Strecke hatte uns sehr gut gefallen, auch weil hier kaum jemand unterwegs war. Aber auch die Ilse war durch die starken Regenfälle gut gefüllt und entwickelte sich zum rauschenden Gebirgsbach. Am Nachmittag lag der Harz hinter uns, die Temperaturen wurden zusehends besser und wir konnten sogar in kurzen Radsachen fahren.
Von Ilsenburg ab ging es flach weiter und wir kamen zügig voran. Von Ilsenburg, über Bühne, Hornburg, nach Schöningen. Wir waren sehr überrascht, dass rund um Helmstedt, an der ehemaligen Zonengrenze, Tagebau betrieben wurde und auch noch wird. Kurz danach standen wir vor der Gedenkstätte Marienborn, direkt an der A2 Hannover – Berlin. Von der Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ kann man durch eine kleine Tür zur Tank-und Rastanlage der Autobahn. Wir nutzten die Gelegenheit um mit den vollgepackten Rädern direkt an der Raststätte einen Schümli zu trinken, alle waren doch sehr verblüfft, woher die Radler auf die Autobahnraststätte kamen. Und tatsächlich hatten uns einige Leute gefragt ob wir mit den Rädern auf der Autobahn unterwegs sind, was recht amüsant war. Bis Marienborn hatten wir einige ehemaligen Grenzanlagen passiert, viele originalgetreu nachgebaut. Es wäre einfach zu umfangreich gewesen jede einzelne zu erwähnen. Nach Marienborn ging‘s durch das Allertal, wenn mich jemand gefragt hätte ob die Aller auch durch den Osten fließt, hätte ich mit einem Nein beantwortet. Aber so kann man sich irren. In der kommenden Nacht schliefen wir dann am Waldrand unter einer Obstplantage, da in unmittelbarer Nähe kein Campingplatz war. Claus hatte nicht so gut geschlafen, weil er auf einem Erdhügel lag. Die ganze Nacht hatte es geregnet, nur am Morgen hörte es kurz auf, so konnten wir wenigstens im trockenen Kaffee trinken und unser Zelt abbauen. Kurz nach Oebisfelde überquerten wir den Mittellandkanal, wo es wieder in Strömen regnete. Der Drömling, eine weinig besiedelte Niedermoorlandschaft an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, glich einem großen See. Leider können wir die Landschaft und die Tiere nicht genießen, denn es schüttete aus vollen Kannen und zum allen Übel kam auch noch Hagel dazu. Wir suchten Zuflucht in einer Schutzhütte und warten den stärksten Regen ab. So langsam zerrte das schlechte Wetter an unseren Nerven. Im Drömling entdeckten wir die Schilder des neu ausgeschilderten Altmarkrundkurses, und so entschieden wir uns den Weg bis ins 120 km entfernte Aulosen, bei Schnackenburg, zu folgen. Mittlerweile waren wir schon durch einige bekannte Gebiete Deutschlands gekommen. Von der Rhön über die Werra in den Harz, vom Allertal in die Altmark, weiter zur Elbe ins Wendland. Von Schnackenburg bis kurz vor Lauenburg radelten wir auf dem Hochwasserdamm der Elbe, gut das wir gleich Anfang Juni dort waren, denn die Elbe war am steigen. Vorbei an Gorleben, Hitzacker, Neu Darchau, Bleckede, Boizenburg bis kurz vor Lauenburg, kämpften wir nun nicht mehr gegen den Regen, nun war der Gegenwind, ja sogar schon Sturm, unser Widersacher. Noch wussten wir nicht, dass diese Orte drei Tage später im Fernsehen wegen des Hochwassers Schlagzeilen machen würden. Von Lauenburg radeln wir schnurstracks nach Norden, die Strecke war sehr gut ausgeschildert. Wir ließen Ratzeburg im wahrsten Sinne des Wortes links liegen, denn unser nächstes Ziel war Lübeck. Diese Strecke ist zwar etwas abweichend von der Beschreibung im Bikeline-Buch „Eisener Vorhang“, dafür aber ohne zu suchen leicht zu finden.
Entlang des Ostseeküste
In Lübeck war um 10 Uhr schon sehr viel los, außer uns tummelten sich sehr viele Touristen in der schönen Hansestadt. Ich fragte eine Einwohnerin nach dem Radweg nach Travemünde, nach einer kurzen Erklärung konnte es dann los gehen. Kilometerlang radelten wir entlang der 4 spurigen Travemünder Allee, und kurz vor Herrenwyck kam dann etwas Überraschendes für uns. Wir standen an einer Bushaltestelle! Ein riesiger Bus mit Anhänger steht für die Radfahrer, Rollerfahrer und Fußgänger bereit um diese durch den steilen Herrentunnel, unter der Trave hindurch, zu befördern. Von dort aus waren es nur noch wenige Kilometer bis Travemünde. Endlich hatten wir Sommer. Im Travemünder Hafen schauten wir dem geschäftigen Treiben zu, genehmigten uns ein Spaghetti-Eis, mit der Fähre ging’s erneut über die Trave nach Priwall. Wir blieben dort am Campingplatz, direkt am Segelschulschiff „Passat“. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Wismar, wo wir den Abend gemütlich bei unseren Bekannten verbringen wollen. Wir radelten entlang der Ostseeküste vorbei an kilometerlangen Dünen und nicht enden wollenden Sandstränden. Der Abend wurde in angenehmer Gesellschaft sehr kurzweilig, denn wir hatten uns einiges zu erzählen. Karen und Werner sind, genau wie wir, auch Tourenradler und verbringen ihre Urlaube auf dem Rad und im Zelt.
Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedeten wir uns schweren Herzens. Wir passierten so einige bekannte Ostseebäder und der Radverkehr nahm stetig zu; wir kamen uns vor wie auf der Autobahn. In Warnemünde nahmen wir dann die Fähre nach Hohe Düne, über die Warnow. Wir hatten keine Lust mehr an diesem Tag, nach 100 Kilometern, weiterzufahren. Wir blieben in Markgrafenheide am Campingplatz. Auf dem Darß wurde der Radverkehr etwas ruhiger, so genossen wir die herrliche Boddenlandschaft, für die der Darß bekannt ist. Immer näher kamen wir unserem Ziel: Usedom, und wir hatten noch mehr als 10 Tage Zeit! Das reichte noch spielend um noch nach Berlin zu radeln! In Stralsund legten wir eine Frühstückspause vor dem sehenswerten Rathaus ein, was aber nicht besonders gemütlich war, denn der Rathausplatz wurde gerade frisch gepflastert. Die Straße zwischen Stralsund und Greifswald war sehr gewöhnungsbedürftig, wir glaubten auf der längsten Kopfsteinpflasterstraße der Welt zu sein. Paris – Roubaix ist ein Klacks dagegen. Da sollte man besser keine Probleme mit dem Rücken haben. Greifswald ließen wir links liegen, unser Weg führte entlang dem kleinen Flüsschen Ryck, vorbei am Museumshafen bis Eldena, eine sehr schöne Strecke. Am nächsten Morgen war es dann soweit. Kurz nach Wolgast ging’s über die Peene, auf die schöne Ostseeinsel Usedom. Wir waren extra früh unterwegs um den radelten Tagestouristen zeitlich voraus zu sein. Die Strecke war trotz der Steigungen wunderschön, die Ostseebäder reihten sich wie eine Perlenkette aneinander, eines schöner als das andere. Pünktlich um 12 Uhr mittags standen wir, an der nun unbewachten, deutsch- polnischen Grenze. Man kann sich nicht mehr vorstellen, dass es noch vor 24 Jahren dort kilometerlange Staus gab.
Von der Insel Usedom nach Berlin
Nach einer Kaffeepause nahmen wir die 330 Kilometer bis Berlin in Angriff. Die Radwegbeschilderung Usedom – Berlin fanden wir ohne langes Suchen. Wir umrundeten die Insel, von Ahlbeck ging‘s dann über Garz, weiter zum Städtchen Usedom, entlang des Stettiner Haffs. In Karmin wollten wir die Fähre zum Festland nehmen, diese muss man jedoch telefonisch anfordern und kostet 17 € für zwei Personen mit Fahrrädern, das war uns doch zu teuer! Wir entschieden uns bei Zecherin die Brücke aufs Festland zu nehmen. In Anklam übernachteten wir auf einem richtig tollen Zeltplatz direkt an der Peene! Der kleine Platz, unweit vom Stadtzentrum, ist eine Wasser-Wander-Raststätte der Stadt Anklam. Ein Ausdruck den wir so überhaupt nicht kannten. Mit einem herrlich gepflegten Rasen, Tischen und Bänken. Außer uns waren dann auch tatsächlich nur Kanu- und Kajakfahrer dort. Die Strecke weiter bis Uckermünde, ca. 35 km, war in Vorpommern mit der schönste Abschnitt, den wir befuhren. Es ging mitten durch den Naturpark „Stettiner Haff“. Im Döfrchen Bugewitz, ein Haus ist urtümlicher als das andere, gibt es eine urige Fahrradwerkstatt, die uns ein Foto wert war. Die Strecke bis Prenzlau war dann weniger interessant. Sehr schlechter Straßenbelag, bzw. so versandet, dass man nur schiebend vorwärts kam. Direkt südlich an Prenzlau grenzt der Unterrucksee an. Wir wollten in Zollchow auf dem Campingplatz bleiben, doch der ist leider seit letztem Jahr geschlossen. Dafür gibt es in Röpersdorf, bei einem privaten Landwirt, eine Zeltwiese. Kurz nach Wolletz verließen wir dann unsere Originalroute um zum Kloster Chorin zu radeln und dann in Niederfinow das Schiffshebewerk zu sehen.
Eigentlich waren wir der Meinung, dass das Schiffshebewerk in Niederfinow ein alter, vor sich hin rostender Stahlkoloss ist, aber weit gefehlt. Das Schiffshebewerk ist seit 1934 in Betrieb und funktioniert wie ein Uhrwerk. Klar, gibt es Einschränkungen was die Größe und Schnelligkeit angeht. Das Schiffshebewerk steht direkt am Oder-Havel-Kanal, und an dieser Stelle muss ein Höhenunterschied von mehr als 30 m überwunden werden, das geht mit einer herkömmlichen Schleuse natürlich nicht mehr. Die Funktion muss man sich so vorstellen: Das Hebewerk ist wie eine große Badewanne, der sogenannte Trog ist 85 m lang, hier sitzen die Schiffe im Wasser, und es funktioniert wie ein Aufzug. Ein Hub dauert 5 Minuten, eine komplette Schleusung insgesamt 20 Minuten. Ein imposantes Bauwerk, mit insgesamt 60 m Höhe, aus Stahl und Nieten. Doch als wir dort mit dem Rad ankamen trauten wir unseren Augen nicht, denn direkt daneben wird für, 280 Mio. € ! ein neues, größeres, schnelleres, aus Beton gegossenes, Schiffshebewerk gebaut.
Nach Niederfinow ging’s entlang des Finowkanals, der älteste noch vorhandene Kanal Deutschlands. Der Kanal führt mitten durch die Stadt Eberswalde,wo an dessen Rand noch allerhand Industrieruinen stehen. In Biesenthal kamen wir wieder auf die Radroute und mussten einfach nur der Beschilderung nach Berlin-Mitte folgen. Über Ladeburg, Bernau und Zepernick nach Berlin-Buch, einem grünen Stadtteil im Norden von Ostberlin. Von dort waren es noch fast 20 Kilometer bis zum Alexanderplatz!In Pankow und Prenzlauer Berg wurde es dann hektischer, und an den klassischen Touristenzielen war es dann so richtig voll. Berlin boomt! Überall wird gebaut! In Mitte wird das Stadtschloß für 500 Mio. Euro wieder aufgebaut. Nachmittags radelten wir zum Campingplatz nach Tegel, und am Abend ging’s dann nochmal mit den Radel an den Kurfürstendamm. Bei Niko – einem stadtbekanntem Griechen – aßen wir dann Gyros und verabschiedeten uns von der Stadt.
Nach 16 Tagen und 1 725 Kilometern auf dem Rad, luden wir am Mittwoch früh unsere Fahrräder und das ganze Gepäck in ein Leihauto und verließen Berlin in Richtung Köln.