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"Canada ist wunderbar"

Mit dem Fahrrad durch British Columbia im September 2010.

Vom Grenzübergang zwischen den USA und Kanada ging es über Langley, Surrey, New Westminster und Richmond nach Vancouver. Zunächst verlief alles recht problemlos, doch je weiter wir Richtung Downtown kamen, um so komplizierte wurde es. Wir mussten über einige Brücken, die Anfahrt zur Alex-Fraser-Brigde war besonders schwierig zu finden. Dank ortskundiger Radfahrer fanden auch wir den richtigen Weg. Auf dem Fraser-River wird immer noch Holz transportiert, wendige Schlepper ziehen riesige Flösse aus Baumstämmen den Fluss entlang zu den Sägewerken.

Vancouver, die 2,1 Mio Einwohner zählende Stadt am Pazifik, zählte für uns zu den

attraktivsten Städte unserer Reise. Sie ist eingebettet zwischen den Ausläufern der

Coastal Mountains und der Strait of Georgia. Strände, der Stanley Park, die nahe-

liegenden Berge und der Pazifik prägen das Leben in der Stadt. Am Canada-Place

starten zahlreiche Kreuzfahrtschiffe ihre Tour in die Gewässer Alaskas und durch

die Inside-Passage. Mit dem Olympischen Feuer, war der Canada-Place der zentrale Punkt von Vancouver während der olympischen Winterspiele 2010.

Nachdem wir unser Quartier in einem der zahlreichen Hostels der Stadt bezogen hatten, machten wir uns auf den Weg und besichtigten China-und Gastown. Renovierte Backsteinhäuser mit interessanten Geschäften, urigen Kneipen und die Steamclock (dampfbetriebene Uhr) machen diese Viertel zum Anziehungspunkt. Von Granville Island aus schippern die kleinen Aquabusse von Station zu Station über die Bay. Der Stanley-Park, am nördlichen Ende von Downtown, ist am Wochenende das Freizeitziel Nummer 1.

Nachts brodelt es in Vancouver Downtown, zahlreiche Bars und Clubs ziehen so

manch schräge Typen und Paradiesvögel an. 

Von Vancouver zum Banff-und Jasper National Park

entlang der Berge auf dem Trans-Canada-Highway

Nun freuten wir uns auf British Columbia's Natur,  ohne lärmenden Stadtverkehr. Erst mussten wir es allerdings aus Vancouvers Verkehrschaos herausschaffen.

Ein Pendlerzug brachte uns bis nach Mission, von dort waren es noch 90 Kilometer

nach Hope, wo der bekannte Kettle Valley Railway beginnt (oder endet), dies ist eine

stillgelegte Eisenbahnstrecke, die als Radweg genutzt werden kann und sich bei

Mountainbikern immer größerer Beliebtheit erfreut. In Hope entschieden wir uns jedoch nicht sofort den Trans-Canada-Higway zu fahren, sondern den Crowsnest Hyw nach Keremeos zu nehmen. Vorbei am Silver Lake und dem Manning Park erreichten wir das Städtchen Keremeos im Okanagantal, der Obst-und Gemüsekammer von British Columbia. Hier hofften wir unsere Bekannten, Moni und Robi, erneut zu treffen, die in Keremeos als Erntepflücker arbeiteten. Allerdings hatten wir keine Möglichkeit uns vorher per E-Mail zu verabreden.

Das Wetter zeigte sich inzwischen von seiner rauen Seite, es regnete oft und viel, die Temperaturen sanken deutlich unter die 10° C. Von Keremeos aus radelten wir entlang des Okanagan Lake bis Kelowna, wo wir wieder auf den Trans-Canada-Highway trafen.

Der Trans-Canada-Highway verbindet die großen Städte Canadas von der Ost- bis zur Westküste, und macht dadurch das große Land zu einer Nation. Auf seinem Seiten-streifen konnten wir gut entlang radeln, vor uns die gigantischen Natur Canadas. In Revelstoke ging es auf den 1327 m hohen Rogers Summit und im Yoho National Park, der kurz vor dem Ort Banff liegt, mussten wir über den 1647 m hohen Kicking Horse Summit. Die Campingplätze entlang unserer Route waren inzwischen verwaist, ausser uns nutzten sie noch einige Autofahrer die aus dem Highway unterwegs waren.

Am Eingang der Campgrounds waren immer Informationen, wann das letzte Mal ein Bär zu Besuch war. Da die Food-Locker meist nur vereinzelt zu finden waren, verbrachten wir die Nächte immer etwas unruhig. Die sanitären Einrichtungen beschränkten sich auf ein Plumpsklo, sowie einer Wasserstelle mit Handpumpe.

Die 20 canad. Dollar pro Platz erschienen uns total überteuert. Nach 12 Tagen blickten wir auf Banff und die dahinterliegenden Rocky Mountains.

Banff- und Jasper Nationalpark

Banff Avenue mit den Cascade Mountains im Hintergrund

Banff liegt 1383 m hoch auf der Ostseite in den Rockies. Es ist der größte Ort im gleichnamigen Nationalpark und sogleich Südeingang des Parks. Banff erhielt seinen Namen beim Bau der Canadian-Pacific-Railway im Juli 1884 von Lord Stephen, er benannte es nach seiner schottischen Heimatstadt. Banff machte auf uns den Eindruck eines mondänen Wintersportortes in Alpen. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in Stadtnähe der jedoch total überfüllt war, da an nächsten Tag ein Triathlon statt fand.

In den frühen Morgenstunden brachen wir auf zum Eingang des Banff N.P. um dort unsere Permit zu erwerben. Das Wetter war, für Ende August, extrem kalt und nass.Eine Baustelle hinter Banff machte uns die Anfahrt schwer. Etwas missmutig erreichten wir den 1885 gegründeten und ältesten Nationalpark in der Provinz Alberta. Die ersten Europäer kamen bei der Palliser-Expedition in die Gegend um eine Route für die Eisenbahn zu suchen. Die Geschichte des Parks begann, als zwei Arbeiter der Bahn von Indianern eine heiße Quelle in einer Höhle gezeigt bekamen. Sie konnten sich jedoch nicht über die Nutzung einigen, daher übernahm die Regierung die Quelle und gründete den Park. Der Bow-River ist der größte Fluß des Nationalparks. Die Rocky Mountains erheben sich majestätisch entlang des Icefield-Parkways, die Gletscher sind die I-Tüpfelchen dieser Berge.

Der auf 2000 m Höhe gelegene Peyto-Lake ist umgeben von dichten Kiefern-wäldern oberhalb des Sees liegt der riesige Gletscher und unterhalb wird er von einer Endmoräne aufgestaut. Da der Wasserzulauf des Sees im Winter zufriert, jedoch der Ablauf eisfrei bleibt, ist oft im Winter kein Wasser vorhanden, jedoch im Sommer verleihen ihm die Sedimente ein tiefes türkischgrün, welches den See zum Postkartenmotiv macht.

Die Nächte verbrachten wir auf einsamen Campingplätzen die längst schon ge-

schlossen waren, oft fanden wir Spuren von Bären, bekamen jedoch keinen zu Ge-

sicht. Anscheinend wissen sie, dass die Campingplatzsaison nun zu Ende ist.

 

Der Übergang zwischen Banff- und Jasper N.P. ist nahtlos, und direkt über den Ice-

field-Parkway verbunden. Zu seinen Sehenswürdigkeiten gehören: der Maligne Canyon, der Pyramid Lake, der Saskatchewan und Atabasca River.

Das Columbia-Icefield versetzte uns jedoch einen Schrecken! Jahr für Jahr wird es ein Stück kleiner! Für uns war es schon sehr traurig an den aufgestellten Jahreszahlen zu sehen, wie das Icefield immer schneller schrumpft. Um so zweifelhafter erschien uns die Möglichkeit in monströsen Bussen, für viel Geld, über den Atabasca-Gletscher zum dahinterliegenden Icefield zu gelangen.

Was uns jedoch mit dem Park versöhnte waren die vielen, mit Flüssen durchzogenen  Canyons, in denen sich das Wasser Tag für Tag ein wenig tiefer in das Gestein schneidet. Besonders eindrucksvoll ist dies am Mistaya-River auf dem Weg zum Pyto-Lake. Wir entschieden uns auf dem Whistler Campground, kurz vor dem Städtchen Jasper, einige Tage zu verbringen. Von dort aus unternahmen wir Wanderungen in die umliegenden Berge. Nicht nur viele Wohnmobile, sondern auch ein Hirschrudel, hatten sind auf diesem Campingplatz breit gemacht.

Jasper, am nördlichen Ende des Parks, auf 1062  m Höhe gelegen, bildet die Grenze zwischen Alberta und British Columbia. Jasper ist auch die Hauptstation des bei Touristen so beliebten Zuges "The Canadian". Der Ort besteht fast aus-schließlich aus Hotels und Logdes. In Jasper kann man nur wohnen, wenn man nachweisen kann dort geboren zu sein, oder eine Arbeit zu haben.

Über den Yellowhead- und Cariboo Hyw nach Whistler

Über den Yellowhead-Highway 16 verlassen wir Jasper. Unser nächstes Ziel war der Mount Robson Park, mit 3954 m Höhe ist der Mount Robson der höchste Berg der kanadischen Rockies, und nach dem Pelzhändler Colin Robertson benannt. Wer den Mount Robson zuerst bestiegen hat, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. In Frage kommen eine Expedition aus dem Jahr 1909 von George Kinney und Donald Phillips sowie eine aus dem Jahr 1913, an der William Wasbrough Foster, Conrad Kain und Albert Mac Carthy teilnahmen. Sie erreichten am 31. Juli 1913 den Gipfel. Der Highway hatte einen breiten Seitenstreifen und  war gut zu befahren, die Berge und Seen entlang des Hyw's waren großartig. Nach dem wir den 1131 m hohen Yellowhead Pass überwunden hatten ging es auf einer langen Abfahrt hinunter zum Campground unweit des Visitor-Centers. Am nächsten Morgen regnete es und der Mount Robson war komplett in Wolken eingehüllt. Im Visitor-Center erfuhren wir, dass das schlechte Wetter längere Zeit anhalten sollte, daher entschieden wir uns weiter zum Cariboo-Highway zu fahren. Der Rocky Mountaineer ist eine der Legenden Kanadas; in unzähligen Naturfilmen spielt er die Hauptrolle bei der Fahrt durch die Rockies. Für Elche sind die Sümpfe und kleinen Seen entlang des Highways ein Paradies, Autofahrer müssen auf die bis zu 800 kg schweren Tiere immer einen Blick werfen. Das ultimative Foto unserer Kanadareise gelang uns, als der Rocky Mountaineer an uns vorbei fuhr und im Vordergrund eine Elchkuh stand. 

In Clearwater, und nach einer 97 km langen Tagesetappe, bauten wir dann unser Zelt auf dem dort gelegenen Campground auf. Am darauf folgenden Tag erreichten wir am späten Nachmittag die Stadt "100 Mile House", wir füllten im Supermarkt wieder unsere Vorräte auf und gingen in der Library mal wieder ausgiebig ins Internet. Am Abend überlegten wir sehr lange ob wir nicht weiter über Prince George nach Prince Rupert am Pazifik radeln sollten, um dann mit dem Schiff über die Inside-Passage nach Port Hardy auf Vancouver-Island zu fahren. Vom "100 Mile House" bis nach Prince Rupert wären es ca. 1050 km gewesen, doch das Wetter war jetzt schon sehr unbeständig, so entschieden wir uns über den Cariboo-Highway Richtung Whistler zu radeln.

Die Landschaft entlang des Cariboo-Hyws wird durch den Tagebergbau ausgebeutet, die Orte wirkten ärmlich. Für die Strecke bis Whistler brauchten wir sehr viel Zeit, denn die Steigungen erreichten Spitzen von bis zu 15% .

 

 

Von Whistler nach Victoria auf Vancouver Island

Die am Alta-Lake liegende Stadt hatte die Winterolympiade 2010 gerade hinter sich.

Der Ort Whistler wird oft mit europäischen Skigebieten verglichen. Auf uns wirkte

die Stadt mit ihren vielen, neu gebauten Hotels sehr steril, die Cafès waren gefüllt mit Immobilienmaklern, die versuchten, die lehrstehenden Appartments zu verkaufen. Aber vielleicht ist ja im Winter hier mehr los. Wir entschieden uns den ca. 10 km entfernten Whistler Olympic Parc ausgiebig zu besuchen. Nach einer steilen Anfahrt erreichten wir den Eingang, wo wir beim Volunteer ein freiwilliges Eintrittsgeld bezahlten.

Dafür wies er uns im Umgang mit den Schwarzbären ein. Im Olympic Parc fanden die Wettbewerbe im Biathlon, Skilanglauf, Skispringen und die nordische Kombination statt. Die Zuschauer hinterliesen entlang der Strecken, Tausende aus Stein gebaute Olympiamaskottchen. Und tatsächlich, als wir den Park verlassen, trafen wir den ersten Schwarzbär unserer Kanadatour.

Das 175 km entfernte Vancouver erreichten wir über Squamish, wo wir noch einmal unser Zelt aufschlugen. Die Straße verläuft entlang eines  alten Handelspfad, der bereits von Indianern und Fallenstellern genutzt wurde. Kurz vor Westvancouver bogen wir auf die "B.C. 101".  Von der Horseshoe-Bay (Hufeisenbucht) aus radelten wir entlang der Küste bis nach Powell River, um dann mit den B.C. Ferries nach Vancouver Island über zu setzen.

Die Überfahrt nach Little River auf Vancouver Island war wie immer eine Ab- 

wechslung von unserem Radalltag. Auf der Fähre lernten wir Sandra und Stefan kennen, die auf dreiwöchiger Radtour durch B.C. sind. Bei der Ankunft hatten wir noch tolles Wetter, wir radelten gemeinsam zum nächsten Campingplatz und genossen den herrlichen Nachmittag. Abends wurden wir alle von einem kanadischen Ehepaar die mit ihrem Motorhome neben uns standen zu einem Glas Wein eingeladen. Noch in der Nacht schlug das Wetter um und es begann stark zu regnen. Unter dem Motto "geteiltes Leid ist halbes Leid" radelten wir über den stark befahrenen Hyw 19 Richtung Nanaimo. Bei einer Kaffeepause  am späten Nachmittag, trafen

wir Arlene, die uns in ihr direkt an der Strait of Georgia gelegenes Haus einlud. Wieder verbrachten wir einen tollen Abend und konnten uns beim Abfüllen eines Haus-

weines nützlich machen. Am nächsten Morgen machte uns Arlene ein reichhaltiges Frühstück, gestärkt konnten wir dann,  bei strömmenden Regen, weiterradeln . Völlig durchnässt erreichten wir Ladysmith , wir entschieden uns daher in einem Motel zu Übernachten. Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen nicht, als die Sonne zwischen den Wolken durchschimmerte. Schlagartig hatten wir alle wieder gute Laune und nach einer gemeinsamen Überfahrt auf die Saanich-Halbinsel und einem letzten gemeinsamen Kaffee, trennten sich unsere Wege wieder. Wir radelten weiter nach Victoria, Sandra und Stefan radelten zu einem anderen Fährhafen auf der Halbinsel um auf die San Juan Island zu kommen. Entlang eines gut ausgebauten Radweges erreichten wir dann am frühen Abend Victoria.

Victoria ist die Hauptstadt von British Columbia und liegt am Südzipfel von Vancouver Island. 1843 errichtete hier die Hudson Bay Company einen Handelsposten mit dem Namen "Fort Victoria" Er entwickelte sich schnell zum größten Handelsstützpunkt der Company. Die Stadt steht bis heute, mit Ausnahme des Parlamentsgebäudes, auf Indianergebiet, das den Salish gehört. Wir verbrachten nur eine Nacht in Victoria, am nächsten Morgen nahmen wir dann die Fähre nach Seattle hier schloss sich nach 6 Monaten auf dem Rad und mehr als 12500 gefahrenen Kilometern wieder der Kreis. Mit etwas Wehmut traten wir dann wieder unseren Heimflug an. 

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© 2010. Karin u. Claus Lutz. Alle Text- und Bildrechte vorbehalten. Mit '*' gekennzeichnete Bilder wurden unter freier Lizenz aus Wikipedia übernommen.